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Religion heute

Religionen und die Realität

 

Noch immer ist es in unserer demokratischen, offenen Gesellschaft möglich, wegen Blasphemie verurteilt zu werden. Man wird zwar nicht mehr hingerichtet, weil man an etwas nicht glaubt, aber man kann Probleme bekommen, wenn man sich über eine Religion lustig macht.

 "Sigi Zimmerschied, wurde wegen Gotteslästerung angezeigt. Er hatte Glück, man sprach ihn frei. " Die Aufführung des provokanten Stückes "Himmelskonferenz" brachte dem jungen Kabarettisten Zimmerschied prompt eine Anklage wegen Gotteslästerung ein, von der er allerdings freigesprochen wurde." https://www.weltbild.at/biografie/sigi-zimmerschied_13909626

 

Ich wusste nicht, dass es ein Kirchenfrauen-Kabarett gibt. Offenbar gibt es das und die Damen wurden beschuldigt, sich blasphemisch zu äußern.

 

 "„VN“ - 24.05.1997 / „NEUE“ – 30.05. 1997

Blasphemie im Kirchenfrauen-Kabarett

 In zwei Leserbriefen in den „VN“ vom 26. April und 5. Mai wurden wir Frauen vom

Kirchenfrauen-Kabarett der „verwerflichen Blasphemie“ und des „blasphemischen

Herabmachens von Papst, Bischof und Ordensleuten“ beschuldigt und die Pfarre Frastanz in unqualifizierter Weise angegriffen. Wir sind nicht bereit, diese unberechtigten und schwerwiegenden Vorwürfe der „Gotteslästerung“ hinzunehmen.

            Der/die Leserbriefschreiber(in) wurde(n) deshalb von unserem Anwalt aufgefordert darzulegen, wo in unserem Kabarett eine Gotteslästerung stattgefunden hat. Dies ist ihnen selbstverständlich nicht gelungen. Frau Irma Geißhüttner aus Bregenz und Herr Kaspar Martin aus Lauterach haben in einer persönlich unterschriebenen Ehrenerklärung alle Anschuldigungen gegen das Kirchenfrauen-Kabarett mit dem Ausdruck des Bedauerns zurückgenommen.

FÜR DIE FRAUEN DES KIRCHENFRAUEN-KABARETTS, EVA FITZ, DORNBIRN"

 

Ich kann ja schlecht Männerkabarett
machen Vorarlberger Frauen und ihre Kabarettprogramme
Verfasserin Mona Daniela EGGER

 

Also gibt es noch immer die Anschuldigung "Blasphemie", denn davon wurden die Damen freigesprochen. Wie man sieht, gibt es nicht nur islamische Fanatiker, sondern auch christliche sind selbst in unserer Zeit noch unterwegs.

 

Nach § 166 Abs. 2 StGB macht sich strafbar, „wer öffentlich oder durch das Verbreiten von Schriften eine im Inland bestehende Kirche oder andere Religionsgemeinschaft oder Weltanschauungsvereinigung, ihre Einrichtungen oder Gebräuche in einer Weise beschimpft, die geeignet ist, den öffentlichen Frieden zu stören.“

Der Tatbestand, der ursprünglich die „Lästerung Gottes“ bestrafte, wurde zum 1. September 1969 durch das 1. Strafrechtsreformgesetz neu gefasst.Es wurde klargestellt, dass nicht Gott an sich durch den Paragraphen geschützt werden kann. Die Neufassung wählte bewusst den öffentlichen Frieden als schützenswertes Rechtsgut und nicht das religiöse Empfinden des einzelnen. https://de.wikipedia.org/wiki/Beschimpfung_von_Bekenntnissen,_Religionsgesellschaften_und_Weltanschauungsvereinigungen

Das gilt für Deutschland. In Österreich sind die Gesetze ähnlich. Dabei geht es meistens gar  nicht um Religion an sich, oder gar um "Gott" (was immer man darunter verstehen mag, sondern um Politik und um Macht. Gegen Gott darf man etwas sagen, auch wenn es etwas lustiges ist. Das ist aber nicht überall der Fall.

Angeblich ähnelte die Schrift auf einem Nike Produkt, dem Wort "Allah" auf arabisch geschrieben. Man könnte glauben, die Welt würde nicht mehr lange stehen, obwohl man schon einige Fantasie aufbringen muss, um hier eine Übereinstimmung zu sehen. Was zeigt, dass Fantasie im religiösen Bereich eine große Rolle spielt. Ein Vergleich.

Im Libanon regten sich Christen auf, weil auf der Sohle von Flip Flops ein Kreuz zu sehen war. Nebenbei erwähnt meinten die Katharer, man solle ein Marterinstrument nicht anbeten.

 

1920 wurde John William Gott wegen Blasphemie verhaftet und angeklagt. Er hatte die Frechheit besessen, die englischen Kirchen zu kritisieren, weil diese nichts gegen die sozialen Missstände unternommen hatten.

Der Karikaturist Manfred Deix wurde erst in zweiter Instanz freigesprochen, der Karikaturist Haderer hatte mehr Glück. Das Verfahren wurde eingestellt.

Raif Badawi hatte nur Pech. Er lebt nämlich nicht in Europa, sondern in Saudi Arabien und er wagte es - welch unerhörte Blasphemie - sich für Religionsfreiheit einzusetzen. Das geht natürlich gar nicht, weil der Islam seinen Anhängern und Anhängerinnen einredet, Moslems beiderlei Geschlechts seien so etwas ähnliches wie Übermenschen. Sie wären allen anderen Menschen überlegen. Was keine neue Behauptung ist. So hat z. B. der letzte türkische Herrscher angeboten, die ungläubigen Christen den Moslems in seinem Land gleichzustellen. Weil ihm die Fälle davon schwammen. Hat ihm nicht geholfen, seine Macht zu behalten.

Die Nazis haben - wie man leicht erkennt - gar nichts selbst erfunden. Sie haben überall abgekupfert und sich genau das heraus gesucht, was am Vielversprechendsten war. Also alles was ihren Anhänger/innen die Illusion gab, bedeutsam, auserwählt, herrlich zu sein. Das funktioniert am Besten bei den Menschen, die sich mies und klein fühlen. Machtbesessene Menschen spüren was andere dazu bringt, sich ihnen unterzuordnen. So dumm können sie gar nicht sein, um nicht die Schrauben an den richtigen Stellen anzusetzen.

In Bezug auf Religionen gibt es eben Zuckerbrot und Peitsche, das hält die Leute bei der Stange. Die Peitsche ist die Drohung mit Gewalt, bis hin zur körperlichen und sogar bis hin zur seelischen Auslöschung. Also tun fast alle so, als würden sie glauben, auch wenn die meisten nur heucheln.

 

Das hat Tradition. Schon die alten Griechen wendeten die Todesstrafe an, wenn jemand nicht an die Götter glauben wollte. geändert hat sich das bis zum heutigen Tag nicht. In Europa wird man nicht mehr vom Staat hingerichtet, wenn man sich blasphemisch äußert. Aber wenn man nicht aufpasst, übernimmt das irgendein Verrückter. Am 7. Jänner 2015 wurden mehrere Personen hingerichtet, weil sie für die Zeitschrift Charlie Hebdo gearbeitet hatten, in welcher es Karikaturen gab, die von vielen Moslems nicht goutiert wurden.

Jetzt wird man einwerfen, das sei doch ein Anschlag und keine Hinrichtung gewesen. Für Europäer mag es das sein, für viele Moslems war es eine Hinrichtung.

 

Heuer wurde der Iraker Salwan Momika in Schweden erschossen. Wieder eine Hinrichtung, obwohl es in Schweden keine Todesstrafe gibt. Momika stand bereits vor Gericht, die Verkündigung des Urteils stand gerade bevor.  Man hatte ihn wegen "Aufstachelung zu Hass" angeklagt. Also nicht wegen Blasphemie. Hingerichtet wurde er, weil er es gewagt hatte, Bücher zu verbrennen, auf denen "Koran" steht.

 

Abdel-Samat gibt in seinem Artikel noch eine kleine Geschichte zum besten, die uns genau vor Augen führt, wie kindisch naiv viele religiöse Menschen sind und denken. Das betrifft natürlich nicht nur Moslems, sondern Angehörige vieler Religionsgemeinschaften. Denn überall dort, wo Religion drauf steht, wird naiver Glaube verlangt. Das kommt einem Denkverbot gleich.

 

"Eine Szene aus meiner Kindheit in einer ägyptischen Dorfschule Ende der siebziger Jahre hat mir die Macht des Korans eindrücklich vor Augen geführt. Ein Schüler warf die Tasche eines anderen Schülers auf den Boden. Als der Besitzer sich beschwerte und sagte, in der Tasche sei das Religionsbuch, wurde der Lehrer wütend. Er schlug dem «Sünder» mit einem Bambusstock auf die Hände, dann auf die nackten Füsse und trat ihm mehrmals in den Hintern, bis der Junge zu Boden fiel. Als er wieder aufstand, zwang ihn der Lehrer, sich nicht bei dem anderen Schüler, sondern beim Religionsbuch zu entschuldigen. «In diesem Buch stehen die Worte Gottes», schrie er. «Sie müssen respektiert werden

 

Auch Strindberg hatte Probleme mit der Blasphemie. Er wurde wegen "Gotteslästerung und Verspottung der Heiligen Schrift und der Sakramente" angeklagt. Obwohl er sich gerade im Ausland befand. Ihm blieb nichts anderes übrig, als nach Stockholm zu kommen und sich einem Prozess zu stellen. In "Heiraten", seinem damals gerade neu erschienen Werk, beschreibt er einen religiösen, jungen Mann - sich selbst. Das Abendmahl in der Kirche sei ein Betrug meinte er. Das alleine genügte, um sein neues Buch zu beschlagnahmen und ihn vor Gericht zu zitieren.

Strindberg hatte Glück. Er wurde freigesprochen.

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