Der Glaube an Seelenwanderung ist in den Gesellschaften, in denen die abrahamitischen Religionen das Sagen haben, unerwünscht. Da werden Argumente hervor gezaubert, die keine Argumente sind, sondern Versuche, das Unerwünschte abzuwürgen. Kein Wunder: Wie soll man die Auferstehung der Toten am Tag des jüngsten Gerichts erklären, wenn ein Mensch schon hundert Mal gelebt hat? Das wären 99 Leichen zu viel.
Wer an Seelenwanderung glaubt, muss auch zugestehen, dass Tiere ebenso wie wir Menschen eine Seele haben und natürlich auch wiedergeboren werden. Auch Menschen könnten als Tiere erneut zur Welt kommen. Irgendwann werden wir Menschen aussterben. Was passiert dann mit unseren Seelen? Dann können wir nur noch als Tiere wieder kommen. Die willkürlich festgelegte Grenze zwischen dem was Tier und was Mensch ist, also was wertvoll und was minderwertig ist, würde verschwimmen. Das darf einfach nicht sein und deshalb mag man es auch nicht glauben.
Die moderne Biologie hat auch ziemlich an diesem Stuhlbein gesägt, an dem unser Glaube, dem Tier in jeder Hinsicht überlegen zu sein, hängt. Die Atheisten haben es leichter, als die Religiösen. Bei ihnen erschöpft sich die Gleichheit, die den Menschen zum Tier erklärt darin, dass eben alle Körper gleichermaßen irgendwann absterben und verwesen. Ansonsten teilen sie mit den Religiösen die Überheblichkeit und tun so, als wären Tiere Produkte, Ware, wertlos.
Besonders schlimm ist die logische Erkenntnis, Seelenwanderung würde bedeuten, als einzelne Person nicht so heraus ragend zu sein, wie man sich das erwünscht. Schließlich wäre man dann hunderte, tausende, oder was weiß ich wie viele. Einmal Mann, einmal Frau, einmal Tier, einmal Mensch. Wie schrecklich. Das darf einfach nicht sein! Gleiche unter Gleichen! Einmal gut, einmal böse und wer weiß wohin einen der Wind des Lebens treiben wird?
Eine Studie behauptet, Christen würden leichter sterben, als Menschen die an Wiedergeburt glauben. Warum ist das so? Der Tod ist für Christen & Co. Hoffnung auf Erlösung und Hoffnung auf Gerechtigkeit. Letztere sollte aber bitte die anderen treffen, nicht einen selbst. Weil die meisten Christen sich einbilden, sie seien gute Menschen gewesen, glauben sie im Himmel zu landen. Das glauben ebenso Juden und Moslems. Juden nicht, die haben keine so ausgefeilte Vorstellung von dem, was nach dem Tod passiert. Damit sie alle an ein schönes Jenseits glauben können, lassen sie sich vom Teufel verführen, oder böse Dämonen haben sie gezwungen, Böses zu tun. Die beste Ausrede dafür, keine Verantwortung für die eigenen Taten zu übernehmen besteht jedoch darin zu behaupten, Gott selbst habe ihnen befohlen, Ungläubige zu töten, zu foltern, weil diese nicht dem Willen Gottes gehorcht hätten. Sie zu verbrennen, um deren Seele zu retten, weil sie Hexen, oder Zauberer sind und deshalb verdammt seien. Gründe gibt es genug zu finden.
Je fanatischer jemand seinen Ein-Gott-Glauben verteidigt, desto stärker muss er/sie den Glauben an Seelenwanderung ablehnen. Man kommt sich dabei auch sehr wichtig vor, auch wenn man im Prinzip nicht wichtiger ist, als eine Ameise.
Was tut man nicht alles für einen allmächtigen, allwissenden Gott, der die Welt und das Leben erschaffen hat, aber leider nicht fähig ist, alleine und ohne menschliche Hilfe seinen Willen durchzusetzen! Getötet wird gnadenlos, während es verboten ist, sich selbst zu töten. Es wird auch alles Mögliche und Unmögliche unternommen, um möglichst lange am Leben zu bleiben, obwohl doch offenbar Gott Krankheiten schickt, damit man stirbt. Welchen Sinn sollten Krankheiten denn sonst haben? Gott hat also doch nicht alles richtig gemacht und da muss der gläubige Mensch eingreifen.
Sobald der Glaube an Seelenwanderung, oder Wiedergeburt - was nicht unbedingt dasselbe sein muss - in ein religiöses Korsett gezwängt wird, tauchen auch Götter, Göttinnen und Dämonen auf. Offensichtlich ist das ein Teil unserer menschlichen Psyche. Zum Teil handelt es sich jedoch bloß um Unwissenheit, oder um Fehlinterpretationen. Auch der Glaube an Seelenwanderung enthält zum Teil Elemente, die man bei den abrahamitischen Religionen findet. Eines hat mit dem anderen jedoch trotzdem nichts zu tun. Man kann in jeder Religion Elemente anderer Religionen finden. Dämonen und Götter werden allerdings oft anders verstanden.
Das Produkt aus den verschiedenen, miteinander verbundenen Elementen ist jeweils ein völlig anderes, je nachdem was für man Elemente man einfügt und was man weg lässt.
Welches System erklärt nun das Leben und den Tod besser?
Seelenwanderung - logisch betrachtet, wozu leider viele Menschen nicht fähig sind - bedeutet: Es gibt keinen Unterschied zwischen Mann und Frau, Mensch und Tier. Vorurteile sind dumm. Niemand hat das Recht, andere schlecht zu behandeln. Es gibt auch keine Götter, die von uns verlangen, andere zu töten.Wir selbst tragen Verantwortung,die wir nicht so einfach abschieben können. Das Leben ist Wandel und Entwicklung. Wir sind diese Entwicklung.
Das Leben ist grausam. Wir müssen nicht grausam sein, wir können uns gegen das wehren, was die Natur von uns verlangt. Wir sind Monster und Parasiten, aber das müssen wir nicht sein. Nicht mehr, sobald wir begriffen haben, dass wir alle im selben Boot sitzen. Gegen unsere eigene Grausamkeit können und dürfen wir uns wehren, so gut es eben geht. Das sagt uns die Seelenwanderung. Genau das stößt die Gläubigen der anderen Religionen die hier erwähnt werden besonders ab. Sie glauben an die Notwendigkeit der Grausamkeit. Was bedeutet, dass sie auch daran glauben, selbst Grausamkeit erleben zu müssen. Es ist so, wie man glaubt, dass es ist.
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