Ich war etwas spät dran, aber es war leicht, die Demonstranten beiderlei Geschlechts, und jedweder Gattung zu finden. Sie waren nämlich sehr laut. Es wurde getrommelt und mit Megaphonen hinaus posaunt.
Für eine Tierschutz Demonstration waren sogar verhältnismäßig viele Leute gekommen. Leider wird für alles mögliche heftig demonstriert, aber wenn es um Tiere geht, ist das jeweilige Anliegen den meisten Menschen nicht so wichtig. Da bewegt man sich nicht so gerne aus der Komfortzone heraus.
Es wurde ein sehr langer Marsch. Angefangen bei der Mariahilfer Straße/ Westbahnhof Nähe, bis zum Stephansplatz. Nicht auf direktem Weg, sondern durch verschiedene Gassen. Überall hin, wo es Geschäfte gibt, die noch immer Pelze führen.
Es war Samstag Nachmittag. Der Freitag war ein Feiertag gewesen, also langes Wochenende. Das Wetter war zwar nicht gerade freundlich, aber erträglich. Dementsprechend waren extrem viele Menschen auf den Straßen. Man konnte teilweise kaum mehr unterscheiden, ob sich die Leute die Demo nur ansahen, oder teilnahmen. Fotografiert und gefilmt wurden wir jedenfalls ununterbrochen. Mehr Aufmerksamkeit konnte man sich gar nicht wünschen. Friedliche Demonstrationen fallen ja selten besonders auf. In unserem Fall war das anders.
Gegen Schluss wurde es leise, um die armen Pferde nicht zu erschrecken, die noch immer ausgebeutet werden, indem man sie bei jedem Wetter stundenlang vor Kutschen spannt, um Touristen durch die innere Stadt zu kurven.
Wir mussten sorgsam gehen, um nicht die tierischen Hinterlassenschaften auf unseren Schuhen weiter zu transportieren. Das erforderte sowieso unsere totale Konzentration.
Am Graben mussten wir uns den Weg durch Menschenmassen bahnen, so viel war dort los. Ich glaube die Touristen haben sich besonders gefreut, dass sie unseren lauten und zum Teil bunten Zug, mit einem menschlichen Fuchs an der Spitze, miterleben durften. So etwas sieht man ja nicht alle Tage.
Die Polizisten wirkten etwas gelangweilt und unterfordert. Sie schienen eine Eskalation - aus welchem Grund auch immer - gar nicht in Betracht zu ziehen. Dass wir friedliche Menschen sind, haben sie schnell erfasst. Zwar bauten sie sich vor betroffenen Geschäften vorsorglich auf, ohne jedoch von einer Bedrohung auszugehen. Das merkte man an ihrer lässigen Art.
Was vermutlich sonst kaum jemals passiert, geschah hier, im Herzen Wiens. Eine andere Demonstration schlängelte sich an uns vorbei, als wir gerade die Schlusskundgebung abhielten. Auch diese wurde von etwas einsamer und frustrierter Polizei begleitet. Ziemlich verloren sah er sich um und wünschte sich sicher, sein Dienst möge endlich enden.
Unsere Begleiter tun mir heute nachträglich Leid. Von dieser Wanderung habe ich einen entsetzlichen Muskelkater bekommen. Ich kann mich heute ausruhen, aber die armen Männer - Frauen habe ich keine bemerkt - mussten heute vielleicht wieder mit einem Demonstrationszug marschieren.
Diese VgT Demonstration war nicht die erste ihrer Art. Die Arbeit dieser Tierschutzorganisation war bereits von Erfolg gekrönt. Österreich war das erste Land der Welt, in dem Pelztierfarmen verboten wurden. Aber das genügt nicht. Pelzfarmen müssen überall verboten werden.
Weltweit werden jedes Jahr noch immer zig Millionen Pelztiere unter schrecklichen Bedingungen in winzigen Käfigen gehalten, um danach einen qualvollen Tod zu erleiden. Zwar hat sich die Zahl verringert, aber es sind noch immer viel zu viele.
Wer weiß, vielleicht ist ja die Erderwärmung in Wahrheit die Rache der Natur, weil Menschen so grausame Dinge tun. Bald werden nur noch Masochist/innen Pelz tragen.
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